Beleuchtung
Für den besonderen Nutzen der lebenden Pflanzen im Aquarium ist ein
einzigartiger Prozess verantwortlich, der tierischen Organismen fehlt, die
so genannte Photosynthese. In der Photosynthese bauen die Pflanzen aus CO2
und Wasser unter Ausnutzung der Lichtenergie, Zucker und andere
Kohlenhydrate auf, die den Hauptteil der Pflanzenmasse ausmachen. Als
Abfallprodukt entsteht zum Wohle der Fische im Aquarium, lebenswichtiger
Sauerstoff. Die chemische Fabrik, in der dieser Prozess stattfindet,
ist der grüne Blattfarbstoff, auch Chlorophyll genannt.
Aber nicht allein
das Chlorophyll ist für das pflanzliche Leben und Wachstum verantwortlich,
sondern ein, je nach Pflanzenart, mehr oder weniger kompliziertes
Pigmentsystem aus mehreren verschiedenen abgestimmten Pigmenten, die
letztlich dem Chlorophyll zuarbeiten. Diese komplizierte Pigmentsystem
haben die Pflanzen im Laufe der erdgeschichtlichen Entwicklung an die
Vorhandenen Lichtverhältnisse, dem Sonnenlicht, angepasst.
Aus diesem
Grund sollte eine Beleuchtung für Aquarien der Qualität des Sonnenlicht
möglichst nahe kommen, um den Pflanzen optimales Gedeihen zu ermöglichen,
Nur optimal gedeihende Pflanzen sind in der Lage Fische und andere
Tierische Organismen im Aquarium mit lebensnotwendigen Sauerstoff zu
versorgen, Nitrat und Phosphat abzubauen, den Fischen
Versteckmöglichkeiten zu bieten. Krankheitserreger zu reduzieren um nur
einige der positiven Auswirkungen gesunden Pflanzenwuchses im Aquarium zu
nennen.
Was ist Licht
Unter Licht verstehen wir allgemein den als "Weißlicht" bezeichneten, vom menschlichen Auge wahrnehmbaren Teil der elektromagnetischen Gesamtstrahlung der Sonne. Dieser Teil umfasst den Wellenlängenbereich von 390 bis 760 nm und wird nach oben vom Infrarot und nach unten vom Ultraviolett begrenzt. Schickt man Weißlicht durch ein Prisma, so wird es in seine Spektralfarben zerlegt, ein Phänomen, das uns in Form des Regenbogens bekannt ist. Die Spektralfarben reichen vom violett über blau, grün, gelb, orange bis zum Dunkelrot. Es ist jedem aus eigener Anschauung bekannt, daß bei Sonnenaufgang und Untergang das Licht rötlicher, d.h. wärmer erscheint als tagsüber, wo eher ein kühlerer und blaubetonter Farbeindruck entsteht. Dies wird in der Physik mit Farbtemperatur bezeichnet, die in Kelvin (K) angegeben wird. Je wärmer der Farbeindruck, desto niedriger die Farbtemperatur, je kühler (blaubetonter), desto höher die Farbtemperatur. Diese schwankt im Tagesgang etwa zwischen 2500 K (Sonnenauf/untergang) und 8000 K (Mittags). Die Farben eines Gegenstandes, den wir betrachten, sehen wir so, wie die Farben im Spektrum des Lichtes enthalten sind, von dem unser Gegenstand beleuchtet wird. Bei Tageslicht, in dem alle Spektralfarben gleichmäßig enthalten sind, erscheinen Gegenstände oder im Fall des Aquariums, Fische und Pflanzen in ihrer vollen natürlichen Farbpracht. Die Farbtemperatur spielt dabei keine Rolle. Bei Beleuchtung mit einer Lichtquelle, die erhebliche Lücken im Spektrum aufweist, wie z.B. HQL-Lampen, sehen die Fische und Pflanzen eher wie graue "Nudeln" aus, da wir bestimme entsprechend den Lücken im Spektrum einfach nicht sehen.
Ein Maß für die Farbwiedergabequalität eines Leuchtmittels ist die so genannte Farbwiedergabestufe (1-4) oder der Farbwiedergabeindex oder RA-Wert (20-100). Als Maß aller Dinge gilt hier das Sonnenlicht, das die höchste (beste) Farbwiedergabestufe besitzt. Ein Leuchtmittel für Aquarien sollte eine möglichst hohe Farbwiedergabestufe aufweisen, da sich Pflanzen und Tiere in Jahrmillionen der Evolution daran angepasst haben.
Der grüne Blattfarbstoff, das Chlorophyll, weist
zwei Absorptionsmaxima auf, nämlich im blauen und im orangeroten
Spektralbereich. Davon ausgehend entstand die Meinung, Pflanzen bräuchten
hauptsächlich blaues und rotes Licht für
optimales Wachstum. Dies führte zu den hinlänglich bekannten und weit
verbreiteten Lampen mit starkem Rot- und Blauanteil, die die Aquarien in ein
unnatürlich wirkendes bonbonfarbenes Licht tauchen. Dieses Licht hat den
"Vorteil", dass gerade die unerwünschten Freunde aller Aquarianer die Algen gut
wachsen, da das Spektrum dieser Lampen von den Algen besonders gut genutzt
werden kann. Dabei wurde übersehen, dass Pflanzen außer Chlorophyll noch
verschiedene weitere Pigmente besitzen, die in einem komplizierten Pigmentsystem
zusammenarbeiten und in der Lage sind, Licht des gesamten
Spektralbereichs für ihr Wachstum zu nutzen. Die einzelnen Spektralfarben haben
dabei nicht allein Einfluss auf die Photosynthese, sondern es werden mehr
Faktoren gesteuert, wie z.B. Längen- und Breitenwachstum, Blattfarbe,
Blattgröße, um nur einige zu nennen.
Die so genannte Pflanzenspektralkurve nach Elgersma, die aus Versuchen an zahlreichen Pflanzenarten entstanden ist, zeigt sehr schön, daß lückenlos alle Spektralfarben des sichtbaren Lichts für das Wachstum verwertet werden. Die Pflanzenspektralkurve entspricht in etwa einer Farbtemperatur von 3500 - 4000 K, was ziemlich genau den Durchschnitt im Tagesgang des Sonnenlichts repräsentiert. Nach Jahrmillionen der evolutiven Anpassung an das Sonnenlicht ist eigentlich auch nichts anderes zu erwarten. Eine Beleuchtung für bepflanzte Aquarien sollte deshalb dieser Pflanzenspektralkurve möglichst nahe kommen, d.h. das volle Spektrum umfassen bei einer Farbtemperatur von ca. 3500-4000 K. Zu stark rotbetontes Licht führt zu übermäßigem Längenwachstum, während zu stark blaubetontes Licht die Pflanze allzu gedrungen wachsen lässt.
Licht und AlgenEin immer wieder kehrendes Thema von Aquarianern
sind die meist unliebsamen und sich schneller als die Pflanzen vermehrenden
Algen im Aquarium. Empfehlungen zur Begrenzung einer Algenplage gibt es zu
Hauff. Dazu gehört auch der Leitsatz: Aquarien so weit wie möglich weg vom
Tageslichteinfall. Wer viel mit verschiedenen Lichtfarben herumexperimentiert,
muss die leidvolle Erfahrung machen, daß seine Pflanzen eine geraume Zeit
benötigen, um sich an die neue Lichtquelle zu gewöhnen (manche schaffen es
überhaupt nicht und sterben ab). Während dieser Zeit stockenden
Pflanzenwachstums gewinnen die Algen das Rennen.Algen als "niedere" Pflanzen machen im Prinzip
die gleiche Photosynthese wie höhere Pflanzen auch, sie verfügen auch über
mehrere Zusatzpigmente, um die ganze Breite des Lichtspektrums nutzen zu können.
Allerdings sind die Pigmentsysteme der Algen wesentlich einfacher aufgebaut und
können deshalb auch wesentlich
schneller und leichter an wechselnde spektrale Zusammensetzung des
Lichts angepasst werden als das komplizierte Pigmentsystem höherer
Pflanzen. Fällt nun zum Beispiel Tageslicht in ein Aquarium, das mit
Licht beleuchtet wird, welches Spektrumslücken aufweist (z.B.
Dreibandenlampen, HQL), so haben die Pflanzen Probleme, ihr
kompliziertes Pigmentsystem an das Vollspektrum des Tageslichtes
anzupassen. Die Algen sind viel schneller und gewinnen das Rennen.
Wird das Aquarium dagegen mit Licht beleuchtet, das das volle
Spektrum des Tageslichtes umfasst, so kann einfallendes Tageslicht
von den Pflanzen sofort zum Wachstum genutzt werden und die Algen
haben das nachsehen. Es braucht wohl nicht besonders erwähnt zu
werden, daß die übrige Aquarienpflege entsprechend algenhemmend
ausgelegt sein muß, wie z.B. möglichst niedriger Nitrat- und Phosphatgehalt im
Aquarienwasser.
Aktualisiert am:
23.08.20 19:28:05